Wie strickst du eine Maschenprobe?

Maschenprobe stricken: ein heikles Thema in der Strickwelt. Oft übersehen, aber unverzichtbar. Ich zeige dir, wie man eine Maschenprobe strickt und warum sie der erste Schritt zu stricktechnischem Erfolg ist.

Ja, ich gebe es zu: manchmal überspringe ich auch die Maschenprobe.

Aber nur bei Accessoires wie z.B. an Tücher.

Wenn es jedoch um einen Pulli geht, da empfehle ich die extra 30 Minuten für die Maschenprobe anstelle mehrere Stunden damit zu verbringen, einen viel zu kleinen oder zu grossen Pulli zu stricken und es erst bei der Anprobe zu merken.

Was ist eine Maschenprobe?

Die Angabe der Maschenprobe ist Bestandteil jeder guten Anleitung. In einer Anleitung steht immer wieviele Maschen und Reihen du auf 10 x 10 cm erhalten solltest.

Beispiel:

Maschenprobe: 22 M x 34 R = 10 x 10 cm in glatt rechts nach dem Spannen

Eine Maschenprobe ist dafür gedacht, die Nadelgrösse, das Material und das Muster aufeinander abzustimmen. Dadurch entdeckst du schnell, ob du eine andere Nadelgrösse verwenden musst. Denn wenn du nicht auf dieselbe Maschenanzahl bei 10 cm kommst, kann das Strickstück grösser oder kleiner werden.

Jede*r Stricker*in hat eine andere Maschenprobe. Das ist ganz menschlich. Deshalb ist es wichtig – selbst wenn du das Originalmaterial verwendest – eine Maschenprobe zu machen.

gestricktes Quadrat Maschenprobe grau, Ränder rollen sich

So strickst du bitte keine Maschenprobe!

Ich sehe oft in meinen Kursen, dass Stricker*innen für die Maschenprobe genau die Anzahl Maschen anschlagen, wie in der Maschenprobe angegeben. Dann stricken sie drauf los und die Ränder rollen sich. Sie ziehen die Maschenprobe oft so zu recht, dass es auf ca. 10 cm passt.

Mach das bitte nicht!

Warum? Weil bei glatt rechts sich die Ränder rollen, die Randmaschen sich verziehen und somit die Maschenprobe kaum akkurat messbar ist. Ich kann also nicht die ganze Breite des Strickstücks nehmen, um zu messen. Stattdessen kann ich vielleicht 5 x 5 cm oder 8 x 8 cm messen und muss dann mit dem Dreisatz berechnen, wieviele Maschen ich auf 10 x 10 cm erhalte.

gestrickte Maschenprobe in türkis, Ränder liegen flach auf

Die korrekte Maschenprobe stricken

  • Eine Maschenprobe ist idealerweise ca. 15 x 15 cm gross. Für die Maschenprobe schlage ich jeweils ca. 10 M mehr an. Wenn wir also vom oben genannten Beispiel ausgehen (22 M), schlage ich 32 M an.
  • Damit sich die Maschenprobe nicht rollt, stricke ich einen Rahmen rund herum. Dieser Rahmen stricke ich meist in kraus rechts (oder Perlmuster). Dafür stricke ich die ersten 6 Reihen rechts. Dann stricke ich immer die ersten und letzten 3 Maschen rechts. Dazwischen das entsprechende Muster für die Maschenprobe.
  • Wichtig ist, dass ich bei der Maschenprobe dieselben Nadeln verwende, wie für das grosse Stück. (Ich hab es leider auf die harte Tour gelernt und möchte dir das ersparen. Denn je nach Material der Nadeln – ob Metall oder Holz – kann es sein, dass du eine andere Maschenprobe erhältst.)
  • Achte beim Stricken der Maschenprobe darauf, dass du genauso in einem entspannten Zustand bist, wie wenn du das grosse Teil bereits strickst. Wenn du also genervt bist, kann sich das auf deine Maschenprobe auswirken und du strickst fester. Entspann dich also!

Du hast Angst die Wolle reicht nicht?

In meinen Anleitungen gebe ich immer 10% mehr Wollmenge an, damit es für eine Maschenprobe reicht.

Wenn die Wolle mal doch nicht reicht, dann nehme ich die Wolle der Maschenprobe. Tipp: Da ich vernäh-faul bin, schneide ich den Faden beim Abketten der Maschenprobe nicht ab, sondern schiebe den Knäuel durch die letzte Schlaufe. Beim Waschen der Maschenprobe wasche ich natürlich den Knäuel nicht mit, sondern setze ihn auf den Waschtischrand.

gestrickte Maschenprobe in türkis wird mit pinkem Lineal gemessen

Was mache ich nun mit der Maschenprobe?

Du hast die Maschenprobe fertig gestrickt und fragst dich nun, was du damit machen sollst?

Ich empfehle dir, die Maschenprobe nun zu messen. Dafür nimmst du im Idealfall ein Lineal oder ein Massband mit Glasfasern (ich verwende dieses), das sich nicht verzieht. Warum? Weil sich Massbänder mit der Zeit ausdehnen.

Nun misst du in der Horizontalen in der oberen Hälfte der Maschenprobe. Warum oben? Weil es jeweils ein paar Reihen dauert, bist du dich an die Wolle gewöhnt hast und regelmässig strickst.

Du zählst nun die Anzahl „V“ auf 10 cm. Erhältst du weniger als 22 M (z.B. 20 M), dann wechselst du auf eine dünnere Nadel. Erhälst du mehr als 22 M (z.B. 24 M) , dann verwende eine dickere Nadel.

Dasselbe mache ich in der Vertikalen, um die Reihen zu zählen.

Danach wasche ich die Maschenprobe. Je nach Material und Spinnart (Streich- oder Kammgarn) verhält sich die Maschenprobe im gewaschenen Zustand anders. Deshalb wasche ich die Maschenprobe und spanne/ trockne sie, so wie ich es mit dem fertigen Teil auch machen werde. (Hier geht’s zum Tutorial übers Waschen und Spannen.)

Bevor ich ein zweites Mal messe, zupfe ich ein wenig an der Maschenprobe rum. So wie wir das mit unserer Kleidung auch machen. Ich lege die Maschenprobe flach auf den Tisch. Nun messe ich nochmals in der Horizontalen und Vertikalen und zähle die „V“s.

Warum ich zweimal messe? Damit ich weiss, was zB. mit der Körperlänge passiert: werden die gestrickten 30 cm bleiben oder verändern sich diese?

Wenn du nur einmal messen möchtest, dann miss einfach nach dem Waschen.

Fazit

Man sollte also die Maschenprobe nie zu klein machen. Denn sonst macht sie keinen Sinn.

Eine Maschenprobe lohnt sich in der Regel. Denn nicht immer hat man die Originalwolle der Anleitung zur Verfügung.

Und wie hast du es so mit den Maschenproben?

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